Leseprobe „Alle meine Mörder“

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Nach einer streitintensiven Fahrt fährt Frau Schücker auf das Grundstück vor ihrem Haus. Trotz Motorengeräusch und der dichten Autokarosse kann man das Geschrei aus dem Auto hören. Wenn es ein Streit war, dann steht die Frage: Wer von denen hat da zugehört, denn beide haben sich gleichzeitig angeschrien? Endlich steht das Auto, der Motor ist abgestellt und die Frau steigt wutentbrannt aus. Nach einigen Sekunden steigt Schücker dann auch aus, aber mit sehr mürrischem Blick. Die Frau will ganz schnell ins Haus, aber der Mann will die Einkäufe noch ausladen. Er lässt sich von seiner Frau den Schlüssel geben und öffnet den Kofferraum. Dadurch, dass der Nachbar in dem Augenblick ruft, kommt er nicht dazu hineinzuschauen. Er geht zum Zaun und spricht mit ihm. Frau Schücker ist schon an der Haustür, vermisst aber etwas und geht zurück zum Auto. Als sie am Kofferraum steht, kommt ein entsetzlicher und langer Schrei von ihr. Ein Horrorfilmregisseur hätte das nicht effektvoller inszenieren können. Alle, die diesen Schrei gehört haben, hatten sofort eine Gänsehaut und verharrten Sekunden in Schockstarre. Herr Schücker läuft zu seiner Frau, schaut erst zu ihr und sieht dann mit Entsetzen: Ein fremder Mann liegt in einer großen Blutlache im Kofferraum. Schücker wird es schwarz vor Augen und er bricht auf der Stelle bewusstlos zusammen. Jetzt kommt auch der Nachbar schnell dazu und will Schücker helfen. Dabei sieht er auch die große Blutlache und den verletzten Mann im Kofferraum, der kein Lebenszeichen mehr von sich gibt. Er wendet sich erschrocken ab, atmet mehrmals wie angeekelt durch, um einen Brechreiz zu unterdrücken und als er sich etwas beruhigt hat, sagt er erstaunlich ruhig und gefasst zu Frau Schücker: „Jetzt gibt es nur eine Möglichkeit Lotta, in dem Fall muss die Polizei ran, das wirst du verstehen. Ich rufe jetzt an und auch einen Notarzt … für deinen Mann.“

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